Ein Buch, das niemand
versteht und doch viele interessiert.
Die orientalisch anmutenden Phantasieschriftzeichen, die unerklärlichen
Zeichnungen von nie gesehenen Pflanzen und Bildfolgen von Frauenakten, die
meist knietief im Wasser stehen und nach den Sternen greifen, machen das mittelalterliche
Rätselwerk zu einem endlosen Forschungsfeld.
Laut einer C-14-Datierung wurde das Alter der
Voynich-Pergamente zwischen 1404 und 1438 verortet, beschrieben wurde es schon kurz
danach. Es ist also keine Fälschung.
Das Voynich Manuskript (Cipher Manuscript) gehört heute der
Yale-Universität und kann hochauflösend im Internet beforscht werden. Nach 500
Jahren wissenschaftlicher Forschung ohne greifbaren Erfolg versuchen nun Hobby-
Kryptologen, Mittelalterbegeisterte, Heilpflanzensammler, Computer Freaks,
Altsprachler usw. die rund 170.000 einzelnen Schriftzeichen und etwa 35.000
Wörter zu entschlüsseln und mit den Bildern in Zusammenhang zu bringen.
https://collections.library.yale.edu/catalog/2002046
Entschlüsselungsversuche der
Rätselsprache
Die Wörter der Geheimsprache weisen zwar alle phonotaktischen Charakteristika (Laut/Silben Anordnung) anderer natürlichen Sprachen auf, zudem entspricht die Schrift dem Zipfschen Gesetz (Wort- und Buchstabenhäufigkeit) und auch die Wortentropie (Informationsdichte eines Zeichensystems) gleicht etwa Latein oder Englisch, aber auch Tschechisch, Aztekisch, Vulgärlatein, Arabisch, Hebräisch, Dänisch, Deutsch, Logiksprachen oder Sinnloskauderwelsch werden von Sprachwissenschaftlern ernsthaft in Erwägung gezogen.
Seit 2014 sind sich der Botaniker
Arthur O. Tucker und der Informatiker Rexford H. Talbert sicher, dass das
Voynich-Manuskript aus Mexiko stammt und in der Aztekensprache Nahuati verfasst
ist. Als Beleg geben die beiden Wissenschafter an, dass 37 der 303 abgebildeten
Pflanzen grosse Ähnlichkeit mit Pflanzenarten aus Mittelamerika besitzen.
Hannig behauptet, das Voynich-Manuskript sei in mittelalterlichem
Aschkenasisch abgefasst, der Sprache der osteuropäischen Juden. Hannig hat
seine Ergebnisse sechzigseitig ins Netz gestellt.
file:///C:/Users/A/Downloads/Voynich_Hebräisch_von_Rainer%20Hannig_7_6_20.pdf
Der Anfang des Buches lautet in Hannigs Interlinear-Übersetzung (Wort-für-Wort-Übersetzung) so: "Stöhnte Ackersmann über Zeiten, der bequem sass im Dorf, ass er eine Suppe - er wurde krank, nachdem er die Verdauung beendet hatte. Ängstlich verschloss er Gemach, Haustür auch."
Auch Preastronautiker Erich von Däniken suchte im Voynich-Manuskript nach Beweisen für die Übergabe von Wissen durch Ausserirdische.
Dass es sich bei dem Voynich-Manuskript um eine rein fiktive
Aufzeichnung handelt, wird von der Wissenschaft zweifelslos ausgeschlossen.
Das Publikum sucht einen Autor
Es wurde viel über den Urheber der Rätselschrift spekuliert: Handelt sich um den Aufschrieb eines psychisch kranken Menschen, eines Mediums in Trance oder sonst eines Irren, der Fragmente natürlicher Sprache sinnlos zusammenwürfelt. Vielleicht war es sogar ein Analphabet, der das Schreiben nur imitierte, oder um einen adligen Gefangenen der statt die Zellenwände vollzukritzeln, Stift und Pergament bekam, um seine trüben Tage im Verliess mit etwas kreativer Tätigkeit zu füllen.
Man müsste auch in Betracht ziehen, dass nicht ein Mann,
sondern eine Frau Urheberin des vielschichtigen Buches ist. Vielleicht eine homophile
Adlige, die ihre Gefühle aus Angst vor Hexenverbrennung in Geheimschrift
niederschrieb und ihre Entwicklung in seltsam blühenden Pflanzen, ihre Wünsche
in Badeszenen und ihre Zukunft in geheimnisvollen Horoskopen darstellte?
Was bedeutet blaues und was grünes Wasser?
Vielleicht sollten die Forschenden sich mehr mit der
Bildsprache als mit der erfolglosen Dechiffrierung der Geheimsprache des reich
illustrierten Werkes beschäftigen.
Zum Beispiel ist auf den Zeichnungen oft fliessendes oder stehendes Wasser in den zwei Farben Grün und Blau abgebildet, manchmal auch innerhalb desselben Bildes. Haben die verschiedenfarbigen Wässer eine tiefere Bedeutung? Ist das grüne schmutziges das blaue reines Wasser? Kann man sich mit Blauen den Schmutz von der Seele waschen? Oder umgekehrt?
Grün steht allgemein für Hoffnung wie auch für Gift. In der christlichen Symbolik für: Wiederauferstehung sowie der Nutzen wahrer Reue.
Blau kann für Sehnsucht, Harmonie, Vertrauen und Treue stehen. Die Kirche sieht die Farbe auch als Anreiz zur Betrachtung des Himmels, die Frauen zur Tugend führen soll.
Auffällig ist auch, das Schriftbild verläuft äusserst akkurat und gradlinig , wogegen die Wassermalerei einen gewissen psychischen Erregungszustand zeigt. Im Gegensatz zu den fein gezeichneten Figuren wirkt das Wasser mit starkem Duktus wild hingekribbelt und diese Bilder stehen oft auch schief auf dem Blatt.
Nur wenn unbedingt nötig tauchen Männergestalten auf. Zum
Beispiel in den Tierkreiszeichen Schütze und Jungfrau. Oder als aufdringliche
Männer im Badehaus.
Sterne in Frauenhand
Auf vielen Bildern greifen Frauen nach den Sternen oder haben sie bereits mit einem Faden festgebunden. Sterne standen im Mittelalter unter anderem für das Himmlische aber Unerreichbare.
Die Kirche ordnete Sterne der Gottesmutter
zu, die mit ihrem Sternenmantel die Menschen beschützt.
Weitere zum Teil schwer deutbare Attribute halten die dargestellten Frauen in ihren Händen.
Das Voynich – Manuskript ist und bleibt ein phantastisches
Rätselbuch. Die Pseudoschrift wird noch für Generationen von Forschenden oder für immer ein Geheimnis bleiben.
Entschuldigt allfällige Orthographie Fehler, ich bin seit Karl dem Grossen der schwerste Legastheniker der Geschichte. Auch die Komasetzung ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Kontakt alexander@jent.ch