Giorgio Vasari, Hofkünstler der Medici

 


Schon als Bub bewies Giorgio Vasari Kunstverständnis. Als 1527 bei Unruhen in Florenz die Aufständischen eine Bank aus dem Palazzo Vecchio warfen, traf das Sitzmöbel den Arm von David, der Kolossalstatue von Michelangelo. Hurtig sammelte Giorgio die Bruchstücke ein und verwahrte sie.



Nachdem seine beiden Freunde und Gönner in einen Bruderzwist verfielen und Alessandro seinen Halbbruder vergiften liess und dieser zwei Jahre später von seinem Vetter Lorenzino de’ Medici ermordet wurde, fiel Vasari in eine tiefe Depression, des Hoflebens überdrüssig verliess er Florenz und flüchtete zu den Benediktinermönchen auf den Monte Oliveto.


Casa Vasari

Nachdem er durch Kirchenmalereien von Bologna über Rom bis Neapel gutes Geld verdient hatte, kaufte er in seinem Heimatort eine Villa und baute sie zum Gesamtkunstwerk um.





Sala del Trionfo della Virtù

An der Kassettendecke der Halle des Triumphs der Tugend wird sein Lebensweg zwischen Tugend und Laster aufgezeigt. Im Mittelpunkt des achteckigen Bildes: Die Tugend, die das vorbeischwebende Glück an den Haaren festhält und mit einem Knüppel droht, mit ihrem rechten Fuss hält sie den Neid fern. An den Seiten sind mit den vier Jahreszeiten die Lebensalter des Menschen abgebildet.

 



Sala di Apollo e delle Muse

Im Raum von Künstlergott Apollon und den Musen ist in plumper Leiblichkeit Niccolosa Bacci die Ehefrau von Vasari als Muse abgebildet. Auch die Hände, wie auf vielen seiner Bilder, zeigen, dass Vasari kein absoluter Spitzenmaler war.

 



Sala della Fama e delle Arti

In der Ruhmeshalle der Kunst setzt sich Vasari mit einem Selfie in den Kreis der grössten Maler seiner Zeit: Michelangelo, Spinello Aretino, Luca Signorelli, Bartolomeo della Gatta, Andrea del Sarto und auch seinen Vater Lazzaro Vasari hebt er in den Künstlerolymp.

Im Gegensatz zur umgebenden feinen Dekorationsmalerei, die sicher von Schülern und nicht vom Meister selbst stammen, wirken die Portraits grob, düster und als wären sie presto, presto  hingemalt.


Michelangelo                                   Andrea del Sarto
Bartolomeo della Gatta                           Giorgio Vasari


In der Mitte der Decke der Kammer des Ruhms der Künste malte Giorgio Vasari die Allegorie des Ruhms: Auf dem Erdball hockend posaunt ein Engel mit geschwellter Brust den Ruhm in alle Welt.


Eine zweite Tröte hält der Engel für den nächsten Erfolg schon in Reserve


Die manieristische Ausmalung der Casa Vasari ist erhalten, die Einrichtung grossenteils verloren, Vasaris Fassadenplan wurde nicht ausgeführt. Das Haus blieb im Besitz der Familie bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1687.

Museo Casa Vasari Arezzo


Die Casa Vasari wird von der Kunstgeschichte zu seinen besten Werken gezählt. Ganz im Gegensatz zu Vasaris Kuppel des Doms Santa Maria del Fiore in Florenz, die von den meisten Kunsthistorikern als misslungen angesehen wird.

Misslungenes Werk?  

 

 

Giorgio Vasari der „Vater der Kunstgeschichte“

Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori ( „Die Leben der hervorragendsten Maler, Bildhauer und Architekten“) ist vielleicht das wichtigste Werk von Giorgio Vasari. In diesem umfangreichen Kompendium in drei Bänden schrieb Vasari zahlreiche Künstlerbiografien früherer und zeitgenössischer italienischer Meister, darunter Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo.

Drei Kunstepochen-Bezeichnungen gehen auf Giorgio Vasaris "Vite" zurück. Den französischen Spitzfenster-Stil bezeichnete er abwertend als «gotico» was im Italienischen fremdartig, barbarisch oder wirr bedeutet (Gotik 12.–15. Jhdt.). Als Erster rief er zu einer  «Rinascita» auf (Renaissance 15.–17. Jhdt) , und zu einer Zeichen-Technik schrieb er: «Questo è tipico della mano di Leonardo da Vinci». Davon leitet sich die Epoche des «Manierismus» (1520-1600) ab.

 

Seltsame Heirat - Ménage-à-trois?

In der Zeit der Abfassung der Vite ging Vasari in Rom eine Beziehung zu Maddalena Bacci ein, mit der er zwei uneheliche Kinder hatte. Um dem Kirchenmaler einen Skandal zu ersparen ging Maddalena eine Scheinehe mit einem schwulen Hauptmann der herzoglichen Garde ein. Im Gegenzug heiratete Vasari die erst elfjährige Schwester seiner Geliebten.

 

Salone dei Cinquecento (Saal der Fünfhundert)

Erst 12 Jahre nach der Berufung an den Hof von Cosimo I. de`Medici entschloss sich Vasari 1550 zur Rückkehr nach Florenz. Als erstes gab er die "Vite", seine Künstler-Biographien, in Druck, eine zweite erweiterte Ausgabe erfolgte 1568. Gewidmet hat er das monumentale Werk seinem neuen Herrn Cosimo I.  

Danach nahm er sich das einzige Zeugnis der kurzen republikanischen Phase von Florenz (1494-1498) vor und wandelte den Parlamentssaal in ein Walhalla der Medici. Er liess die Decke des 54 Meter langen und 23 Meter breiten Saals um 7 auf 18 Meter anheben und übermalte die Fresken von Michelangelo mit Schlachtenbildern der siegreichen Medici.

Im Zentrum der Decke prangt in einem goldenen Tondo die Apotheose Cosimos I. (Apotheose: Erhebung eines Menschen zum Gott;Vergöttlichung eines Menschen).                          

 

Palazzo Vecchio, Salone dei Cinquecento, Apotheose Cosimos I.


Corridoio Vasariano

Damit die geheiligten Medici vom Palazzo Pitti zum Palazzo Veccio auf der anderen Seite des Arno gelangen konnten, ohne sich den Blicken des gemeinen Volkes aussetzen zu müssen, baute Vasari einen fast 1 Kilometer langen geschlossenen Gang. Der Vasarikorridor machte weder vor der Ponte Vecchio noch vor der Kirche Santa Felicita halt. Die gross-herzogliche Familie hatte gar einen direkten Zugang zu ihrer privaten Empore in der Kirche.


  Vasari-Korridor entlang des Arno und über der Ponte Vecchio



  Vasari-Korridor über dem Eingang der Kirche Santa Felicita


Eingang                    Blick durch die Loge ins Kirchenschiff

Nach dem grossen Arno-Hochwasser im Jahre 1557 arbeitete Vasari auf verschiedenen Baustellen gleichzeitig: Modernisierung der Pieve Santa Maria, der Kirchen Santa Maria Novella und Santa Croce, Umbau der Badia delle Sante Flora e Lucilla, im Palazzo Vecchio Ausmalung des „Quartiere degli Elementi“, Dekoration des „Studiolo di Francesco I." und der Gemächer von Medici-Papst Leo X.

Bis zu seinem Tod 1574 mit 63 Jahren arbeitete er an seinen wohl bekanntesten Werken den Uffizien (Büros) und an den riesigen Fresken der Domkuppel von Santa Maria del Fiore.

Der Verwaltungskomplex der Uffizien bestand aus verschiedenen Gebäuden die Vasari elegant in zwei gleichen, gegenüberliegenden Fassaden zusammenfasste und mit einer Galerie verband.



   Domkuppel von Santa Maria del Fiore 



Entschuldigt allfällige Orthographie Fehler, ich bin seit Karl dem Grossen der schwerste Legastheniker der Geschichte. Auch die Komasetzung ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln.


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